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KOSELLECKs COCA-COLA KREUZE

The Coca Cola Company ist ein weltumspannender Konzern. In nahezu jedem Land dieser Erde hat er eine eigene nationale Niederlassung gegründet. Der weiße Schriftzug des koffeinhaltigen Erfrischungsgetränkes auf rotem Grund darf als das bekannteste Firmenlogo bezeichnet werden.

Das Chistentum ist einer der erfolgreichsten Religionsgemeinschaften, welche in Sekten und Sektionen unterteilt den Globus weltweit mit einem Netz von Kirchen umspannt. Sein Symbol ist das Kreuz.

Aus der Addition von Kreuz und Cola-Dose entstand das Cola Kreuz.

Der Bedeutungskontext der beiden Megazeichen wurde zu einem Ding verschmolzen.
Dabei bleibt sein potentieller Sinngehalt offen.

Das Cola Kreuz läßt sich weder auf eine moraline Kapitalismuskritik noch auf eine Kirchenanklage einschränken. Der Betrachtende sieht zwischen Blasphemie und Antiamerikanismus, zwischen Pro-Pop-Art-Absolutismus und Prä-post-non-profit (...) so ziemlich alles, was den Betrachter eben selbst auszeichnet. Der potentiell beleidigte Christ findet stets seinen religiösen Eiferer, der das Cola Kreuz verteidigt.

Für jedes Land, welches einen nationalen Coca-Cola Konzern beheimatet, fertigt Ruppe Koselleck ein Kreuz an. Die Auflage seiner Arbeit ist also von der Verbreitung eines Erfrischungsgetränkes abhängig. Nach letzten Informationen wird es etwas mehr als einhundert solcher Kreuze geben, welche jeweils aus echten nationalen importierten Cola-Dosen bestehen.

Da das deutsche Cola-Kreuz bereits verkauft ist und in der westfälischen Kreuzsammlung zu Liesborn-Wadersloh inmitten eines Kreuzzuges vom Mittelalter bis zur Moderne hängt, kann man das germanische Coca-Cola Kreuz bereits nicht mehr erstehen. Auch das Japanische ist bereits in einer anderen Sammlung untergebracht. Das Koreanische dagegen noch unfertig, weil Koselleck bislang noch auf die nationalen Dosen wartet. So muß man also jeweils auf den Fundus der aktuell verfügbaren Kreuze zurückgreifen.
In Freiburg werden neben dem türkischen, dem niederländischen, dem französischen und vielen anderen auch das amerikanische Cola-Kreuz gezeigt.

Die jeweiligen Ausführungen der Kreuze fallen unterschiedlich aus. Das begründet sich aus der Vorliebe des Künstlers, keine Hölzer zu kaufen, sondern stets die verfügbaren zu verwenden. So werden neben den Dosen auch die Hölzer wiederverwertet. Lediglich die Nägel sind neu und werden aus ästhetischen und religiösen Gründen für die Cola Kreuze gerne verwendet.

Die Unterschiede der Cola Kreuze sind gering und weichen regelmäßig nur in den Nationalsprachen der Inhaltsangaben ab. So erarbeitet Koselleck eine Auflage mit seltsam geringen Abweichungen, die eine Art scheinbaren Individualisierungsprozess des Massenproduktes beschreiben.

Daß überall das Gleiche gleich, nur eben verschieden sei,
findet in Koselleck´s Cola Kreuz ein neues Symbol, welches in Zeiten der Globalisierung herzlich dazu einlädt mißverstanden zu werden.

Der immense Aufwand nationale Cola-Dosen aus den unterschiedlichen Erdteilen für die Produktion weiterer Kreuze heranzuschaffen, steht in dem Widerspruch zu dem kaum noch erkennbaren Unterschied des Sichtbaren. Das Populäre befördert eine selbstgewählte Gleichschaltung,
für die der Kommunismus noch den Gulag brauchte und der Kapitlalismus bloß die Jeans, die Beatles oder ein Glas eisgekühltes koffeinhaltiges......

Und doch weicht Koselleck von den Mustern der Pop-Art ab, in dem er dem kleinen Unterschied, sowie dem geringfügig abweichenden und der notwendigen Handarbeit einen seltsam romantischen Werkbegriff unterschiebt. Die Cola Dosen für seine Kreuze sind sensibel ausgewählte, hochachtungsvoll behandelte Massenprodukthüllen, denen der Blechschnitt und das genagelte Arrangement eine Resteinzigartigkeit im Ewiggleichen verleihen, die einen Kunstbegriff beschreiben, den Koselleck propagiert. Aus dem Nebensächlichen wird das Nebenwesentliche - das Nebenwesen selbst.

Wo das enden mag, kann man derzeit noch nicht absehen. Zu weiteren Cola Kreuzen sicherlich auch.

Lara F. Tatiz 2003

 

 

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Kein Mord
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